Wahlen 2012: Die Gemeinde Bütgenbach

Das Wasser wird gerne als "höchstes Gut" beschrieben und ist in der Gemeinde Bütgenbach wohl auch deshalb häufig umstritten: Sei es, wenn die Opposition fehlende Information bei nun mal vorkommenden Qualitätsabweichungen moniert - wie in Küchelscheid -Leykaul Mitte 2008 oder noch in diesem Sommer, sei es wenn es um die Menge des zu fördernden Trinkwassers geht.

Die Mehrheit hat sich mit ihrem zentralen Konzept durchgesetzt: Im Frühjahr ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage in Elsenborn samt Zufuhr- und Verbindungsleitungen in Betrieb genommen worden. "Falscher Standort" und "zu teuer" sagt die Opposition - "Nur so bleiben wir Herr über Trinkwasserförderung und -verteilung", sagt die Mehrheit. Nun sollen weitere Trinkwasservorkommen erschlossen werden, zusammen mit der Wallonischen Wassergesellschaft SPGE.

Noch so ein "heißes Eisen": der gemeindeeigene Bauhof, der auf dem Gelände einer früheren Baustoffhandlung am Weywertzer Bahnhof untergebracht und neugestaltet wurde. Auch hier wären der Opposition andere Standorte oder gleich ein Neubau lieber gewesen - die Mehrheit sprach ihrerseits von einer guten Gelegenheit.

Ob beim Bauhof, bei der Trinkwasserversorgung oder beim Wegeunterhalt - Opposition und Mehrheit im Bütgenbacher Gemeinderat waren oft grundlegend unterschiedlicher Meinung. Vor sechs Jahren war die Freie Bürgerliste mit Bürgermeister Emil Dannemark auf zehn von 17 Sitzen gekommen. Die nach seinem Vorgänger benannte Liste "Reuter" kam auf sieben Sitze, wobei ihr nur wenige Stimmen zu einem weiteren Sitz fehlten.

Diesmal treten in Bütgenbach drei Listen an: Zwar hat Tony Brusselmans sein eigenes Listenprojekt wieder aufgegeben, nachdem er als Ersatzmitglied in den Gemeinderat nachrückte. Und die Liste Bürger um Hermann Langer scheiterte kurz vor Toresschluss mangels Kandidatinnen. Doch dafür entschied sich José Heck aus Nidrum kurzfristig, alleine ins Rennen zu gehen.

Um die Mehrheit im Bütgenbacher Gemeinderat streiten aber letztlich die Freie Bürgerliste unter Bürgermeister Emil Dannemark und die von Elmar Heindrichs angeführte Liste "Gemeinsam für alle" mit dem ausdrücklichen Zusatz "Wechsel". Die aktuelle Mehrheit habe die Bodenhaftung verloren und die Verschuldung der Gemeinde innerhalb von zehn Jahren auf mehr als zehn Millionen Euro verdoppelt. „Gut angelegtes Geld“, antwortet die Mehrheit. Mehr als die Hälfte der Schuld fließe über den Wasserpreis in die Gemeindekasse zurück.

Und da, wo die Opposition eine neue Bescheidenheit fordert anstelle von „Megaprojekten“, ist die Mehrheit stolz darauf, dass etwa die angelaufene Revitalisierung mit Erneuerung der Monschauer Straße einen Gesamtrahmen von sieben Millionen Euro ausmache, die Gemeinde davon aber nur einen Teil finanzieren müsse, der sich dank Zuschüssen letztlich auf rund anderthalb Millionen Euro belaufe. „Kraftakte“, nennt es rückblickend die Mehrheit, „Pleiten, Pech und Pannen“, die Opposition.

Beispiel Vereinshaus Elsenborn. Es wird von innen und von außen feucht. Die einen sagen: „höchste Zeit zu handeln“ - die anderen wollen erst rechtlich die Schuldfrage klären lassen. Beispiel Pfarrkirche Bütgenbach. Früher habe man sich geschämt, sie zu zeigen, sagt Bürgermeister Dannemark. Zur Zeit wird der Glockenturm erneuert - die Arbeiten am sogenannten Vierungsturm mussten aufgrund von denkmalschützerischen Enwänden monatelang ruhen. Als sie dann abgeschlossen waren, sorgten eine ungünstige Luftzirkulation und Heizungsprobleme im Innern für neuen Ärger. Und das bevor die Rede davon war, dass die Antennen von Mobilfunkanbietern, die runter müssen vom Wasserturm, zum Kirchturm  verlegt werden sollen.

Die mögliche Beeinträchtigung von Gesundheit und Lebensqualität - ein wiederkehrender Anlass zum Streiten in der Gemeinde Bütgenbach mit ihren rund 5700 Einwohnern. Das private Projekt eines Biomassekraftwerks auf Morsheck ist zwar von den Investoren erst einmal zurückgestellt worden - nicht nur die Bütgenbacher Wähler erwarten dazu von den Kandidaten aber eine Positionierung.

Denn wenn von Wirtschaft die Rede ist, geht es in Bütgenbach immer auch um den Tourismus. Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit am Marktplatz und vor allen Dingen rund um den See werden von Anliegern und Geschäftsleuten häufig thematisiert - nicht nur wenn an einem besonders heißen Wochenende, wie Mitte August, ganze Scharen von Ausflüglern dorthin strömen. Angesichts von privaten Vorhaben am früheren Seepanorama wurde wiederholt die Frage gestellt, inwiefern der See für die Bütgenbacher zugänglich bleibt. Auch in dieser Hinsicht ist für die Gemeinde Bütgenbach das Wasser eben „höchstes Gut“.

1 Kommentar

  1. Nun sind die Wahldebatten auch am BRF-Bildschirm vorei. Stellt sich die Frage, was ist beim Wähler hängen geblieben? Erse Erfahrung, eine Stunde ist zu wenig, um sechs Jahre Mehrheit oder Opposition darzustellen.Zweitens,vieles kann nicht erläutert werden. Drittens, zwar können die Vertreter ahnen was kommt, aber nie wie es vorgetragen wird. Viertens, wie für Bütgenbach wurden 10 Punkte angesprochen, d.h. fünf allgemeine Themen und 5 Themen nur über das Dorf Bütgenbach und dies langatmig.
    Die Moderatoren müssen leiten, fragen und bremsen. Dazu müssen sie selbst bestens vorbereitet sein. Hier scheint noch viel Luft nach oben möglich zu sein. Debatten hat es wenig gegeben. Besonders bezgl. Provinz, hatte der Zuschauer es sehr schwer etwas zu verstehen, weil die Fragen oft länger und komplizierter als die Antworten waren.