Europa steckt in der Krise. Das wissen wir und jeden Tag erreichen uns neue Meldungen von Jobabbau und dem Wertverlust unseres Geldes. Doch es gibt eine Theorie, die für die aktuelle Situation Lösungsansätze bereit hält. Hier geht es um eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus. Eine Lehre, deren eifriger Verfechter der Eifeler Silvio Gesell war.
Via Euregio: Silvio Gesell
Silvio Gesell aus St. Vith war Begründer der Freiwirtschaftslehre. Wir begeben uns auf die Spuren dieses faszinierenden Querdenkers aus dem 19. Jahrhundert.
Vor einigen Jahren dachte ich aufgrund der Wirtschaftskrise auch noch, dass die Thesen des Silvio Gesell etwas Neues und Gutes für unser Wirtschaftssystem sein könnten. Sein Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung" (als freie PDF-Datei inzwischen im Internet) habe ich mir dann durchgelesen und muss sagen, dass es mit Realität nicht viel zu tun hat. Das Buch handelt über Handel, Politik und Bankwesen. Von Handel hat Gesell natürlich Ahnung, weil der selber Händler war; von Politik und Bankwesen hat er keinen Schimmer, denn er stellt seine eigenen Belehrungen auf, wie es sein müsste.
Gesell geht von dem Standpunkt aus, dass das Horten von Geld ein Hauptauslöser für Wirtschaftskrisen sein kann. Wirklich? Horten heißt doch eigentlich nichts anderes als Sparen! Wenn das Horten von Geld wirklich ein Problem im Wirtschaftsleben ist, warum haben die Menschen denn über Jahrtausende lang bis zum heutigen Tag Geld gespart?
Kurzfristig kann es Wirtschaftsengpässe geben durch Geldsparen, aber nicht langfristig, denn irgendwann muss jeder mal was kaufen. Und dann werden Dinge gekauft, die man braucht; und kein sinnloses Geldausgeben, damit die Wirtschaft unter allem Umständen läuft.
Silvio Gesell? Nein Danke!
Praktisch gesehen ist der Euro doch schon Schwundgeld. Wenn man 1 vielleicht 2 Prozent aufs Sparbuch bekommt und die Inflation beträgt 2,76 Prozent (Oktober 2012), so hat das gesparte Geld an Wert verloren. Und viele Leute heutzutage steckenlieber ihr Geld ins eigene Haus, als es auf der Bank "verfaulen" zu lassen.
Man muss Silvio Gesell als Kind seiner Zeit sehen. Es herrschten andere Bedingungen in Handel, Gesellschaft und Politik. Zu seiner Zeit wurden die Währungen noch mit Gold garantiert und die Wirtschaften der einzelnen Länder waren noch nicht so mit einander verzahnt wie heute.
Die heute Politik der EZB ist ja auch das Ergebnis historischer Erfahrungen. Die Wirtschaftskriese in Europa ist nicht nur das Ergebnis der Geldpolitik sondern auch einer fehlenden politischen Ordnung bzw Vision in Europa.
Ich habe auch sein Buch gelesen. Und mich stört am meisten, dass er privaten Grundbesitz ablehnt. Und das ist Kommunismus pur. Gehört in die Mottenkiste der Geschichte.
Und selbst wenn sein System eingeführt würde, so gäbe es auch Spekulation mit irgendwelchen Gütern und Dienstleistungen. Ein historisches Beispiel ist die Spekulation mit Tulpenzwiebeln in den Niederlanden in den 1630er Jahren. Spekulieren gehört zur menschlichen Natur. Und das ändert auch kein anderes politisches oder wirtschaftliches System.
Es ist schade, dass der der normaldenkende Bürger noch nicht gemerkt hat, dass wir schon lange im Kommunismus leben. Vieles ist schon geplant und kontrolliert. Der Eigentümer wird nicht mehr lange gefragt, siehe Natura 2000. Das Volk wird nur verarscht und merkt es nicht. und das ist die Wahrheit. und auch Traurigkeit.
Kann den Kommentaren nur zustimmen. Das Eigentumsrecht wird in Belgien immer mehr mit Füßen getreten!
Als Eigentümer hat man immer mehr Pflichten aber fast keine Rechte mehr.
Beispiele :
- Steuern : Steuererhöhungen treffen immer mehr privates Eigentum. Bestes Beispiel die Erhöhung der
Immobiliensteuer durch die Provinz. Die wesentlich höhere Erbschaftsteuer in der Wallonie im Vergleich zu Flandern.
- Sparen : wer sich eine Reserve angespart hat so wird diese durch die reale Inflation innerhalb der nächsten 10 Jahre halbiert.
- Grundstückseigentum : das Pachtgesetz betreffend landwirtschaftlicher Flächen kommt einer Enteignung gleich. Natura 2000 - Flächen werden einfach mit Bewirtschaftungsauflagen belastet ohne den Eigentümer hierfür zu entschädigen!!! Lediglich der Bewirtschafter soll für gewisse Arbeiten ein paar Euros kassieren.
- Rechtswesen : der einfache Arbeiter und Angestellte muss einen Anwalt bezahlen um gesetzlichen Beistand in einem Streitfall zu bekommen, der Sozialhilfeempfänger bekommt sehr oft einen Anwalt kostenlos zur Seite gestellt.
- Löhne : das garantierte Mindesteinkommen liegt in Belgien so hoch dass der Anreiz sich eine Arbeit zu suchen eher gering ist. Oft liegen die Löhne von gering Verdienern so niedrig dass wenn noch ein Auto finanziert werden muss um zur Arbeit zu gelangen der Geringverdiener mit seinem Nettogehalt unter dem garantierten Mindestohn iegt.
- Bankwesen : wenn der einfache Arbeiter und Angestellte die Raten eines Kredits nichts bezahlt droht sehr schnell ein Besuch des Gerichtsvollziehers. Die DEXIA Bank konnte jedoch Milliarden verzocken mit der Gewißheit dass der Staat für diese Risikogeschäfte bürgt.
Ich könnte diesen Beispielen noch eine ganze Reihe hinzufügen möchte jedoch hier nicht den Rahmen sprengen.
@marcel scholzen + robert frauenkron:
Ich gebe beiden Vorkommentatoren vollkommen Recht.
Auch Silvio Gesell lehrte in seinem Buch die "Freiwirtschaft", d.h. Dass der Staat die Geldhoheit und das Land kontrollieren sollte. Wenn der Staat das Geld kontrolliert und das Land kommandiert ("Bodenverstaatlichung"), dann arbeiten wir alle für den Staat. Es gibt zwar noch freien Handel und Unternehmertum,aber nur zu Bedingungen, die diese absolute "freiwirtschaftliche" Verwaltung vorschreibt. So etwas hat es schon gegeben und zwar in der Sowjetunion von 1921 an (NEP-Politik). Die Wirtschaft läuft am besten, wenn sie frei ist; warum muss man dann noch eine sozialistische Verwaltung haben? Den meisten Europäern ist scheinbar noch nicht aufgefallen, dass die EU-Verwaltung die selben Verwaltungsbefugnisse inzwischen hat wie dereinst die Kommunisten in der NEP-Politik in der Lenin-Ära. Nur die Begründungen ändern: heute tut die Verwaltung (=Politik) das im Namen der "europäischen Einigung", des "Umweltschutzes" (Natura 2000, alternative Energien...).
Freiwirtschaft ist nichts anderes als STAATSKAPITALISMUS.
Noch ein Wort zu Herrn Prof. Dr. Dirk Löhr von der Uni Trier im BRF-Bericht:
Der Herr "Professor Doktor für Wirtschaft" hat scheinbar noch niemals etwas gehört von der "Parabel vom zerbrochenen Fenster" (bitte bei Wikipedia nachschauen), die uns lehrt, dass die Wirtschaft nicht real läuft, wenn man zuviel Geld für sinnlose oder kaputte Gegenstände ausgibt. Studenten, die sowas nicht lernen, die tun mir ziemlich leid. Ich empfehle Herrn Löhr mal, sich mit der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie" zu beschäftigen, dann kann er seinen Studenten mal die Realität präsentieren. Das wird an staatlichen Schulen, soviel ich weiß, nicht gelehrt, obwohl deren Professoren (z.B. von Hayek) Nobelpreisträger waren.
Silvio Gesell wurde zu Recht vergessen.
Jeder hat das Recht für oder gegen eine Sache oder eine Idee zu streiten. Es sollte aber schon zu erkennen sein, daß Kritiker sich mit dem Gegenstand ihrer Kritik etwas gründlicher auseinander gesetzt haben, als wie es bei den nachfolgen fünf benannten Kommentatoren zu erkennen ist.
Guido Scholzen läßt erkennen, daß er mit "Horten heißt doch eigentlich nichts als Sparen!" das Probem nicht erkannt hat.
Marcel Scholzen kann die Inflation von dem "Schwundgeld" nicht unterscheiden. Er sollte mal versuchen den Widerspruch zwischen "Alle Menschen sind mit gleichen Rechten geboren." und dem Privatbesitz an der Existenzgrundlage des Menschen, der Erde mit allen Nutzungsarten aufzulösen versuchen. Wenn Freiwirtschaft = Kommunismus wäre, würde sie von Marxisten nicht ständig verleumderisch herabgesetzt.
Robert Fauenkron sollte mal Gesells Arbeiten "Der Abbau des Staates" und "Der abgebaute Staat" lesen.
Fortsetzung:
Zu Edgar Brodel: In Gesells Bodenreform geht es nicht um Enteignung, sondern um durch den Rückkauf durch die Gesell. Statt Bodenrechte werden Nutzungsrechte vergeben. Andere Bodenreformer setzen sich für die Abschöpfung der Bodenrente ein. Das Bodenrecht ist eine wesentlich Ursache der ungleichen Verteilung von Vermögen. Das Bodenrecht als Problem ist in x Variation existent, wurde aber von der Wirtschaftswissenschaft und Jurisprudenz verdrängt.
Guido Scholzen: " ... Dass der Staat die Geldhoheit und das Land kontrollieren sollte." Die Zentralisierung des Geldes ist eine Voraussetzung für die vielfältige Dezentralisierung in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Eine Notenbank als Geschäftsbank zu betreiben ist ein Unding. Die Planungshoheit über das Land liegt in Varianten sowieso beim Staat. Die Freiwirtschaft will einen Wettbewerb um die privatwirtschaftlichen Nutzungsrechte. Die Parabel vom zerbrochenen Fenster wäre eine Gegenposition der These von der schöpferischen Zerstörung (Marx, Sombart, Schumpeter) und hat nichts mit dem Beitrag zu Gesell zu tun.
Fortsetzung:2
Noch Guido Scholzen zum Thema Österreichische Schule der Nationalökonomie: Wenn der Wettstreit der Ökonomien fair ausgetragen wird, dient er dem ökonomisch-gesellschaftliche Fortschritt. Wir haben die Probleme mit dem Euro, den Schulden und der Unterbeschäftigung, weil der Wettbewerb der Ökonomieschulen kartellisiert wurde. Oppositionelle Schulen wurden einfach von der offiziellen Wirtschaftswissenschaft ausgeschlossen. Die Bedingungen für die Freiwirtschaftsschule waren schlechter als die für die Österreichische Schule. Es kommt auf die Plausibilität und Praktikabilität der Aussagen der Schulen an. Und da hat die Freiwirtschaftsschule gute Karten.
Wenn es erlaubt ist, weise ich auf einen gerade von mir fertig gestellten Text hin:
Text 108.4
Die Euro-Retter zerstören den Euro
Bundesbankpräsident Weidmann
gegen die EZB als Bankenaufsicht
Anmerkungen zu den Vorhaben der Euro-Politiker
und eine gedankliche Reise durch die Problemfelder des Geldes
mit einem Ausblick auf Lösungsmöglichkeiten
von
Tristan Abromeit
Start: 28. Sept. 2012
Sehr geehrter Herr Abromeit,
Ob Geld den Wert durch Inflation oder Nutzungsgebühr verliert, ist im Resultat gleich : für die gleiche Summe Geld kann ich mir weniger kaufen. Ich bin Praktiker und kein Theoretiker.
Natürlich sind alle Menschen gleich geboren, nur danach unterscheidet sich der Lebensweg eines jedes. Selbst jemand ohne Grundbesitz kann es weit bringen. Gibt genügend Menschen auf der Welt, die beruflich erfolgreich sind und trotzdem in Mitwohnungen leben und mit Leasing-Autos fahren. Grundbesitz ist kein Garant für ein sorgenfreies Leben. Grundeigentum wird sowieso immer mehr durch den Staat eingeschränkt.
Dass Marxisten die Freiwirtschaft verteufeln, ist gut zu verstehn. Beide Ideen sind etwa zur gleichen Zeit entstanden und sind eng miteinander verwandt; Ist eben eine typische Konkurrenzsituation.
Silvio Gesell sollte man nicht als einen allwisenden Propheten halten, war auch nur ein Mensch. Es scheint mir, er ist für Sie das, was Lenin für die Marxisten ist.
Sehr geehrter Herr Marcel Scholzen,
ich kann mir vorstellen, daß eine Auseinandersetzung mit Ihnen Spaß machen könnte. Wie beim Boxen müßte aber ein Ringrichter da sein, der dann Ruft "Argumentieren!" (Boxen) und nicht "Herabsetzen!" (Klammern). Ich bin auch Praktiker und gebe nur weiter, was meinem Lebensweg aufgesammelt habe und was ich heute noch entdecke. In den Regalen hinter mir stehen Aufmerksamkeit heischend Vertreter der christlichen Soziallehre, des Marxismus, des Liberalismus, des Anarchismus, des Ordoliberalismus - darunter auch Hayek -, Autoren, die nicht in diese Kategorien passen und natürlich auch Gesell - dessen Werk preisgünstig auf einer CD zu haben ist.
Welcher Autor ist nun mein Prophet? Bestimmt nicht Lenin, der Millionen von Menschenleben als politische Gestaltungsmasse sah. Hier hätten Sie Marx benennen müssen, das wäre stimmiger gewesen. Es gibt den Titel > Silvio Gesell "Marx" der Anarchisten? < herausgeben von Klaus Schmitt, 1989.
Es gibt den Spruch: "Nichts ist praktischer als eine gute Theorie!" Als Praktiker ist man auch Empiriker und da kann man sich die Wirklichkeit nicht nach den eigenen Vorstellungen zurechtbiegen.
Die Inflation wird auch jetzt als Umlaufsicherung benutzt, wirkt in der jetzigen Höhe aber nicht und stört erheblich, wenn sie auf die für diesen Zweck erforderlichen Höhe gefahren würde. Die Nutzungsgebühr würde nur auf das (Bar-)Geld erhoben, während die Inflation alle auf Geld lautenden Verträge verfälscht.
Das die Menschen unterschiedlich aus ihrem Leben etwas machen oder auch nicht, ist eine Binsenweisheit. Schauen Sie doch mal genau hin, ob sie bei gleichen Fähigkeiten die gleiche Chancengleichheit im Wettbewerb - als eine Bedingung der Freiheit - haben.
Gesell ist genauso wenig allwissend wie z. B. Hayek. Die Nachgeborenen sollten sich nicht immer schlauer halten als die Altvorderen, aber zu prüfen haben sie immer, was kollektive und individuelle geistige Erbe ihrer Gesellschaft ist.
Sehr geehrter Herr Abromeit,
Ich hatte mich auf eine Debatte mit Ihnen sehr gefreut. Schade dass es nicht soweit kommen konnte.
Herr Abromeit,
Sie haben eine ziemlich interessante Website, aber mit der Realität haben sie scheinbar ihre Probleme.
Wissen sie, was Ihr Problem ist? Sie können einfach nicht akzeptieren, dass der Staat der natürliche Feind eines jeden freiheitsliebenden Menschen ist. Sie (und auch andere Ideologen) gehen davon aus, dass, wenn der Staat zu ihren eigenen Bedingungen organisiert werden würde, dann wäre dieser Staat gerechter als andere Organisationsformen. Das ist grundlegend falsch! Und ich werde Ihnen zeigen, warum das so ist:
Wenn irgendeine Verwaltung eine absolute Herrschaft vertritt, die von oben und nicht von unten gewählt ist, dann ist das eine diktatorische Form von Wirtschaft.
Der Sowjetkommunismus war nichts anderes als staatliches planwirtschaftliches Lehnswesen.
Im Mittelalter hatten wir z.b. ein christlich diktiertes Lehnswesen.
Und wenn jetzt Freiwirtschaftler den ganzen Kram organisieren, glauben Sie wirklich, dass dieses "neuartige" Lehnswesen gerechter wäre?
Das Resultat wäre nichts anderes als ein Staatlicher Großgrundbesitz, denn aus vielen kleinen Monopolen wird verwaltungsmäßig ein großes Monopol.
Wenn man sowas einführen sollte, muss man vorher eine Volksentscheid durchführen, ob die Menschen das überhaupt wollen. Und dann sollte man immer bei großen Veränderungen wiederum das Volk befragen.
Jetzt nehme ich Stellung zu den einzelnen Punkten:
1. Wenn Geld an Wert verliert, haben wir Schwundgeld. Ob das bewerkstelligt wird durch Inflation oder freiwirtschaftliches Schwundgeld ist zweitrangig. Herr Abromeit, wollen Sie wirklich Schwundgeld? Ich nicht. Ich gehe mal davon aus, dass auch Sie Geld auf einem Sparkonto haben, wo Sie Zinsen kriegen. Wenn Sie Schwundgeld wollen, dann tuen Sie bitte ihr ganzes Geld auf ein normales Bankkonto, wo es keine Zinsen gibt und wo Sie noch für die Kontoführung bezahlen müssen, dann haben Sie Schwundgeld!!! Wollen Sie das ?
2. Horten = Sparen! Oder wollen Sie den Menschen das Besitzen von Geld verbieten? Nur Ideologen verbieten sinnloserweise Dinge, die ganz normal und menschlich sind.
3. Gesell schrieb "der abgebaute Staat", "der Staat wird abgebaut". Na und? Karl Marx und Company schrieben auch über das "Absterben des Staates". Haben die den Staat, also die Verwaltung da oben abgebaut? Denkste! Die haben die staatliche Bürokratie neu erfunden für ihre eigenen Zwecke.
In Gesell's Gesellschaft gibt es die "Bodenverstaatlichung", dann wird der Grundbesitz verboten (=gestohlen), das Bodenrecht neu verteilt und das Vermögen umverteilt. Dafür muss zuerst mal eine Verwaltung aufgebaut werden. Staat abbauen? Wer's glaubt, wird selig.
4. Sie schreiben "oppositionelle ökonomische Schulen wurden von einfach von der offiziellen Wirtschaftswissenschaft ausgeschlossen." Warum nicht? Meiner Meinung nach muss es überhaupt keine ökonomischen Schulen geben. Die meisten Selbstständigen verstehen von Marktgesetzen im praktischen Sinne mehr als die meisten Uni-Professoren. Man kann sich auch dumm studieren und sich im Elfenbeinturm einschließen. Intellektuelle sollten eines zur Kenntnis nehmen: Gesellschaften (=Menschenmassen) sind in der Lage, sich selbst zu organisieren. Politik und Staat sind leider ein notwendiges Übel, das daraus resultiert, und nicht umgekehrt!
5. Bis auf den heutigen Tag sind alle kollektiven Ansätze, die Menschheit erfolgreich zu organisieren und damit zufriedener zu machen, kläglich gescheitert. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts sollte uns allen Warnung genug sein. Wehret den Anfängen!
Schade, Herr Guido Scholzen hat leider das Thema des "Freigeldes" mit allen Zusammenhängen nicht verstanden. Das ist natürlich auch nicht weiter verwunderlich, da die "herrschende Klasse" ganz andere Zielsetzungen verfolgt und permanent Nebelgranaten verschießt. Ich hatte das Glück bei Professor Felix Binn diese Thematik weiter untersuchen zu können, wofür ich ihm heute noch dankbar bin.
Wenn Geld mit der Zeit an Wert verliert, wird es ausgegeben,anstatt auf Konten gehortet zu werden, wo es dann liegen bleibt um imaginäre Zinsen zu produzieren bis zum Sankt Nimmerleinstag.
Die Theorie des Herrn Gesell besagt doch, dass das Geld nur an Wert verliert, wenn es nicht rechtzeitig ausgegeben wird. Dies sollte also als Anreiz gesehen werden, das Geld in Umlauf zu bringen.
Wenn das Geld also gezwungenermassen fliessen muss, damit es nicht an Wert verliert, wird dies automatisch die Wirtschaft ankurbeln, und Arbeitsplätze schaffen und sichern.
Hier mal ein kleines fiktives Szenario wie es ablaufen könnte:
Es ist doch allgemein bekannt, dass ca. 10% der Menschheit ungefähr 90% des Geldes besitzen. Diese 10% sind so superreich, dass einem schlecht davon werden kann. Und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.
Was täte nun der Superreiche mit seinen Milliarden, wenn sie beim Horten an Wert verlieren würden statt gewinnen? Es scheint unmöglich, einen solchen Haufen Geld rechtzeitig auszugeben.
Eine Lösung wäre Kredite zu vergeben.
Dies wäre im Vergleich zum drohenden Werteverfall seines Vermögens immer noch ein "Gewinn" für den Superreichen: Denn während er sein Geld verliehen hat, verliert es ja nicht mehr an Wert für ihn, und zum Zeitpunkt der Rückzahlung bekommt er die gleiche Summe zurück die er verliehen hat.
Schafft man nun zeitgleich die Zinswirtschaft ab, die die Kreditnehmer in die Abwärtsspirale der Schuldenfalle treibt, kann auch dieser tatsächlich davon profitieren.
Er kann seine sichern, ein Unternehmen aufbauen etc pp.
Das schafft bessere soziale Verhältnisse, Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze. Mehr Arbeitskräfte = mehr Kaufkraft etc.
Die Abschaffung der Zinswirtschaft heisst das Übel an der Wurzel packen.
Was ist ein Zins? Ein Zins ist nichts anderes als der Gewinn bei einem Geldgeschäft, sonst nichts.
Aber jeder Selbstständige oder Geschäftsmann weiß, dass es keinen garantierten Gewinn auf ein Geschäft gibt. Genauso ist es auch bei Geldgeschäften. Wenn eine Bank z.B. in einem Jahr keinen Gewinn macht oder wenig, dann sollen auch weniger oder keine Zinsen auf ein Sparkonten ausgezahlt werden. Wenn man ein Konto bei einer Bank hat, so ist man finanziell an der Firma beteiligt, genauso wie ein Aktionär, der Aktien einer Firma hat.
Nun gibt es aber keine Firma, die einem versprechen kann, dass z.B. die Aktie 5% Gewinn (=Rendite) abwirft.
@Linda Nix: Sie können die Zinswirtschaft nicht einfach abschaffen, dass ist eine Illusion. Das einzige Geldwesen, wo Geldwucher wirklich bis auf den heutigen Tag verboten ist, ist das islamische Finanzsystem. Aber wer sich genauer damit beschäftigt, wird feststellen, dass diese Banker schon seit dem Mittelalter ein Haufen Tricks erfunden haben, diese Verbote zu umgehen. Das Ergebnis ist das selbe. Spekulieren gehört zur menschlichen Natur. Das ist typisch für Gutmenschendenken: Es darf einfach nicht sein, was ist. Frau Nix: Akzeptieren Sie die Realität, wie sie ist. Wie gesagt, es gibt keinen Garantie auf einen Gewinn: wenn z.B. Griechenland nicht mehr zahlen kann, dann soll man als allererstes auf die Zinsen verzichten.
@Manfred Schneider: Wollen Sie Schwundgeld? Wollen Sie wirklich am Ende des Monats mit Schwundgeld bezahlt werden? Ich nicht. Wer will schon Geld, das an Wert verliert? Die meisten Menschen wöllten dieses Geld gar nicht haben. Und wenn, dann würden viele Menschen Möglichkeiten finden, um mit Dienstleistungen oder Sachen zu spekulieren. Herr Schneider, ich habe mich auch mit vielen Geldtheorien beschäftigt, aber das realistischste waren die Informationen von Personen, die selber schon im Finanzwesen gearbeitet haben, und nicht von irgendwelchen Professoren im Studierzimmern. Man sollte niemals etwas Fundamentales ändern, ohne die Zustimmung der Menschen. Die meisten Leute wöllten auf Dauer kein Schwundgeld haben, glauben Sie mir das bitte.
Werter Herr Guido Scholzen, Sie scheinen alle Menschen, die anders denken wie Sie selbst, für Ideologen zu halten, Sie konstruieren Gegensätze zu mir, wo wir vermutlich übereinstimmen, Sie reden über Dinge, über die sie sich nicht gründlich informiert haben. Der Anlaß dieser Auseinandersetzung ist ein Kurzportrait über Gesell. Wenn man ihn kritisiert, sollte man ein Miminum an Kenntnissen von dem haben, wovon er in seinem Nachlaß spricht. Gesell hat seine (Wieder-)Entdeckungen als Kaufmann gemacht. Die Vertreter Wissenschaft haben ihn geschnitten, weil er nicht einer der ihren war. Der durchschnittliche Praktiker - sei er Handwerker, Kaufmann oder Dienstleister - hat im Regelfall wenig Ahnung von den Rahmenbedingungen unter denen er arbeitet. Wenn Sie das, was Sie für richtig halten, so schlecht vertreten, wie sie mit Unkenntnis bestückt die Freiwirtschaft angreifen, sind sie zu bedauern. Es geht doch nicht um einen ideologischen Krieg, sondern um praktikable Lösungen unserer ökonomischen Probleme.
@Linda Nix
das Übel hat 2 Wurzeln:
zum Einen den Zins, bzw. den Zinseszins, der zu einer exponentiellen Verschuldungskurve der Kreditnehmer führt. Wobei ja bekannterweise auch in den existenziellen Verbrauchsgütern durchschnittlich 40% Zins steckt: auch Derjenige der gar keinen Kredit angefragt hat, zahlt in diesem System durch seinen Konsum Schuldzinsen, es sei denn er verfügt über ein Sparguthaben von ~1 Million um mit den Guthabenzinsen zu kompensieren und um damit dann zu den Gewinnern zu zählen.
Zum Anderen die Tatsache, dass nicht die Staaten sondern die Geschäftsbanken die Geldschöpfung kontrollieren und damit riesige Gewinne einfahren: Allein der belgische Staat hat deshalb - von 1992 bis 2011 - 250 Milliarden Euro verloren.
Die entsprechenden Bestimmungen im Vertrag von Lissabon im Art. 123 ließen sich sehr leicht korrigieren. Die Geschäftsbanken würden weiter das gängige Bankgeschäft wie bisher versorgen, aber es wäre ihnen nicht mehr möglich durch die Kreditvergabe gemäß fraktionaler Reserve bzw. durch multiple Geldschöpfung ( "aus dem Nichts") die großen Milliardenbeträge an Zinsgewinnen auf Kosten der Gesellschaft zu ergaunern. Wenn sie Kredite vergeben gegen Zins, dann müssten sie dieses Geld tatsächlich im Tresor liegen haben.
Die Staaten sollten anderseits das notwendige Geld direkt von der EZB zinslos bzw. gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr erhalten können.
Gesells Bodenreform heißt in Deutschland "Erbpacht", nichts neues also! In Israel kann man kein Land kaufen, kleine Staaten merken dies auch eher.
Da ich gerade erfahren habe von der Redaktion, dass Links nicht erlaubt sind, so gehe ich doch davon aus, das jeder sich sein Material (kostenlose Bücher) zum Thema sich selbst googeln kann?
Ein kleiner Hinweis zum Suchwort:
"nur ein buch freigeldpraktiker"
@abromeit
Ich habe das Buch von Silvio Gesell gelesen. Da ich unser System des Privatbesitzes gut finde,
brauche ich persönlich keine freiwirtschaftliche Verwaltung. Ausserdem finde ich das "Horten" (=Sparen)
von Geld für eine natürliche Sache wie Essen und Trinken.
Was die Geldwirtschaft anbelangt, sollte man den Banken verbieten, Geld zu erfinden, insbesondere Schuldgeld.
Ich finde ideologische Veränderungen an unseren jetzigen System für gefährlich.
Wir brauchen nicht nochmehr neue Theorien.
Da sich es sich scheinbar nicht lohnt, hier in diesem Forum realistische Positionen zu vertreten, melde ich mich hiermit ab.
Der Klügere gibt nach.