Via Euregio: Kicken für Katar

Wenn es nach dem Willen des Emirs aus Katar geht, soll eine Stadt mit 17.000 Einwohnern soll schon bald zur "weltbesten Talentschmiede" für die neuen Ronaldinos und Messis werden. Dafür hat sich die fußballbegeisterte Königsfamilie aus Katar Eupen ausgesucht.

Seit Jahren ist die Königsfamilie von Katar mit Ostbelgien verbunden. Es sind der Wald und die Wiesen - und vor allem die kühle Luft, die sie begeistern. Rar sind jene, die Hist Hinest von Katar zu Gesicht bekommen - Diskretion, eine Tugend, die die Königsfamilie in Perfektion beherrscht, erklärt Dr. Andreas Bleicher, Berater des Scheichs von Katar.

33 Jahre hat der ehemalige olympische Zehnkämpfer Freddy Herbrand in dem Wüstenstaat gearbeitet. Seitdem bestehen freundschaftliche Bande, über die der Emir das Hohe Venn als Ferienparadies schätzen lernte. Eine Verbindung, die jetzt den Einstieg der Katarer bei der AS sicherlich begünstigt hat. Doch die BRF-Redaktion will wissen: Warum haben sich die Katarer mit ihren unerschöpflichen finanziellen Mitteln Eupen ausgesucht? Stecken die Vorbereitungen zur Fußballweltmeisterschaft im Jahre 2022 dahinter?

Dr. Andreas Bleicher ist der Mann, der im Auftrag der katarischen Königsfamilie die Richtung für den Zweit-Ligisten vorgibt. Der promovierte Sportwissenschaftler leitete jahrelang den Olympiastützpunkt Köln-Bonn. 2004 wurde er dann in die Hauptstadt Katars - nach Doha - gerufen und baute dort als "sportlicher Leiter" die weltgrößte Talentschmiede für Nachwuchssportler auf: die Aspire Academy of Sports. Der 47-jährige Bleicher ist ein Profi im internationalen Sportgeschäft.

Die ersten zwei Jahre sieht Aspire als Aufbauphase für eine professionelle Struktur des Vereins. Die neuen Investoren haben Zeit mitgebracht.

Katarische Bevölkerung an Sport heranführen

Ziel der Aspire Zone Foundation ist, die gesamte katarische Bevölkerung an Sport heranzuführen. 1,7 Millionen Menschen leben in dem Königreich - davon sind rund 300.000 gebürtige Katarer. Aspire möchte Tempel zur Vermittlung der gesunden Lebensart sein. Diabetes ist Volkskrankheit im Mittleren Osten - deshalb sollen schon Kinder im Rahmen einer umfassenden Ausbildung auf Körperbewusstsein getrimmt werden.

Auch europäische Clubs nutzen die umfassenden Trainingsbedingungen der Aspire Academy in Doha regelmäßig. Die 18-jährigen Kicker, die nun in Eupen am Ball sind, gehören zur ersten Generation junger Talente, die im Rahmen des Projektes "Football Dreams" ausgebildet wurden. Für Katar ein humanitäres Projekt... aber auch ein Weg Lobbyarbeit zu betreiben. Katar hat den Vorsitz der Arabischen Liga inne - und jedes Interesse daran, in Afrika gezielt Einfluss zu nehmen.

Die Spieler kommen aus Kenia, Ghana, Nigeria, Senegal, Süd-Afrika und dem Kamerun - in den letzten fünf Jahren erhielten sie in Katar eine der weltbesten Ausbildungen zum Elitekicker. Auch eine Schulausbildung gehörte dazu. Finanzielle Sorgen sind für die jungen Fußballer und ihre Familien in der Heimat seitdem erst einmal Vergangenheit.

Vertrag als Profifußballer

Seit dem Sommer haben 15 afrikanische Jungs einen Vertrag als Profifußballer. Somit trainiert in Eupen wohl die jüngste Profi-Fußballermannschaft der Welt, sagt Chrisoph Henkel, Direktor und zuständig für das Tagesgeschäft bei der AS Eupen. Im Frühjahr bekam der ehemalige Leiter des Sportinternats des 1. FC Köln das Angebot für Aspire in Eupen einzusteigen. Lange musste er nicht überlegen.

Katar möchte alles haben, was es an globalen sportlichen Ereignissen gibt. Auf der Agenda stehen Olympia 2020 und die Fußball WM 2022. Die afrikanischen Kicker aus dem Aspire Football-Dreams-Projekt sollen bei der Fußball WM nicht für Katar spielen - beteuert die Organisation. Es geht darum in Eupen groß zu werden und das Geschäft im Profifußball als Teil der Vision "Football Dreams" kennenzulernen.


Bild: BRF Fernsehen